Die vom Comprehensive Cancer Center österreichweit erstmalig konzipierte personalisierte Krebstherapie stellt sogenannte tumorbiologische Charakteristika in den Mittelpunkt der Behandlungsstrategie. Bisher wurden in der Krebstherapie Tumore in erster Linie einem bestimmten Organ zugeordnet. Somit steht ein kompletter Paradigmenwechsel bevor.
Zu den besonderen Merkmalen von Tumoren zählen bösartige Veränderungen, die für Entstehung und Verbreitung im Körper verantwortlich sind. Mit diesem Wissen lassen sich laut Gerald Prager von der Klinischen Abteilung für Onkologie, CCC Vienna, komplett neue Therapieansätze entwickeln: „Durch die personalisierte Krebstherapie können wir erstmals für den Auslöser einer bestimmten Krebsart zugelassene Medikamente nützen, um auch andere Tumore zielgerichtet zu behandeln.“
Möglich macht diese Revolution der Krebstherapie ein interdisziplinärer Ansatz, bei dem die CCC-Mediziner der Klinischen Abteilung für Onkologie, des Klinischen Instituts für Pathologie und des Instituts für Wissenschaft komplexer Systeme der Medizinischen Universität Wien eng mit dem Wiener CeMM (Research Center for Molecular Medicine) zusammenarbeiten.
Bedeutende Weiterentwicklung der Tumormedizin
Geistiger Vater und seit Jahren treibende Kraft der personalisierten Krebstherapie ist Christoph Zielinski, Leiter der I. Universitätsklinik für Innere Medizin und auch Leiter des Comprehensive Cancer Centers. Laut Zielinski handelt es sich bei der personalisierten Krebstherapie um einen „Quantensprung in der Tumorbehandlung, welcher insbesondere auch durch das finanzielle Engagement des AKH Wien ermöglicht wurde“. Da hier noch viel Entwicklungsarbeit zu leisten ist, sind weitere Finanzierungen der klinischer Schwerpunktforschung unerlässlich - in Österreich fehlen derartige Prioritäten bis heute.
Genetisches Profiling mit Chiptechnologie
Basis der personalisierten Krebstherapie ist ein genetisches Profiling, bei dem mit einer neuartigen Chiptechnologie mehrere für die Entstehung von Krebs verantwortliche Genveränderungen gleichzeitig untersucht werden können. „Gemeinsam mit weiteren pathologischen Daten lässt sich so ein komplexes Tumorprofil erstellen. Dieses eröffnet dem behandelnden Arzt die Möglichkeit, für seine PatientInnen einen zielgerichteten, individualisierten Therapieplan zu erarbeiten“, so Fritz Wrba vom Klinischen Institut für Pathologie.
Großer Fortschritt in der Behandlung von KrebspatientInnen erwartet
Im ersten Schritt wird die personalisierte Krebstherapie jenen PatientInnen des AKH Wien zugute kommen, bei denen herkömmliche Therapien nicht ausreichen. „Diesen PatientInnen können wir nun durch die Verwendung bekannter und erprobter Medikamente erstmals neue Therapiemöglichkeiten anbieten. Aus Sicht der PatientInnen ist das ein unglaublich wichtiger Schritt, der bestehendes und innovatives miteinander verbindet“, betont Robert Mader von der Klinischen Abteilung für Onkologie.
Foto: Alek Kawka