Knochenmetastasen stellen für Patienten mit verschiedenen soliden Krebstumoren ein signifikantes Risiko dar. Zwar steht seit dem Jahr 2002 mit einem Medikament von Novartis eine erste, effektive Präventionsmöglichkeit zur Verfügung, doch fehlte es bislang an wirksamen Alternativen. Der seit Ende 2010 ? zunächst in den USA ? zugelassene monoklonale Antikörper Denosumab bietet nun eine solche Alternative.
Zur Wirkung meint der Leiter der Arbeitsgruppe Urologische Tumore, Prof. Michael Krainer, der die entscheidenden zwei Studien mit begleitete: "Unsere Daten belegen, dass Denosumab das Eintreten von sogenannten sceletal related events hinauszögern kann. Dieses auch im Vergleich mit dem bisherigen Standard-Therapeutikum, mit dem wir bereits umfassende und gute Erfahrung gemacht haben. Jedoch ist diese Verzögerung nur im Fall des hormonresistenten Prostatakarzinoms so ausgeprägt, dass die Datenanalyse eine statistisch signifikante Überlegenheit im Vergleich zum Standard-Therapeutikum zeigt. Dennoch stellt dieses Biotherapeutikum nun eine interessante Alternative dar, mit deren komplexen Wirkmechanismus wir nun mehr Erfahrung sammeln können."
Der monoklonale Antikörper Denosumab wirkt auf eine neuartige Art und Weise auf den Knochenstoffwechsel: Er verhindert die Aktivierung eines Rezeptors auf Zellen, die zum Knochenabbau beitragen ? den Osteoklasten. Diese Blockade der Aktivierung des sogenannten RANK-Rezeptors reduziert den Abbau des Knochenmaterials.
Die Zulassung für Patienten mit soliden Tumoren erfolgte nun im November 2010 bereits in den USA und ist für die EU (und zusätzlich weiteren Staaten) beantragt. Das Medikament ist jedoch nicht für Multiples Myelom zugelassen. Die jetzt publizierten Daten aus zwei weltweiten Phase III Studien liegen den jeweiligen Zulassungsanträgen zu Grunde.
Die Arbeitsgruppe von Michael Krainer wurde auch zur Durchführung eingeladen, da die Gruppe Erfahrung mit Proteinen hat, die mit dem RANK-Liganden strukturelle Ähnlichkeit haben. Diese binden ein als TRAIL bezeichnetes Protein und stimulieren einen Mechanismus, der mit der Apoptosis einer Tumorzelle endet. Zu diesen Erfahrungen meint Krainer: "Es ist für die Medizinische Universität Wien ? und auch für mich persönlich ? sehr befriedigend, wenn unsere Erfahrungen in der klinischen Forschung zur tatsächlichen Zulassung eines neuen Medikaments beigetragen haben. Die Blockierung des RANK-Rezeptors ist in letzter Zeit zwar auch als möglicher Therapieansatz für andere Erkrankungen wie z. B. Brustkrebs sehr öffentlich diskutiert worden, doch sind diese Überlegungen derzeit weit davon entfernt, Betroffenen zu helfen."
Originalpublikation
Henry, D. H. et al., Randomized, Double-Blind Study of Denosumab Versus Zoledronic Acid in the Treatment of Bone Metastases in Patients With Advanced Cancer (Excluding Breast and Prostate Cancer) or Multiple Myeloma, Journal of Clnical Oncology, Doi/10.1200/JCO.2010.31.3304
Siehe auch begleitende Worte der Herausgeber: Doi: 10.1200/JCO.2010.33.5596
Fizazi K., et al., Denosumab versus zoledronic acid for treatment of bone metastases in men with castration-resistant prostate cancer: a randomised, double-blind study. The Lancet, DOI:10.1016/S0140-6736(10)62344-6