In Österreich erkranken pro Jahr rund 500 Personen an einem bösartigen Bindegewebstumor. Die PatientInnen stammen aus allen Altersgruppen weshalb es im Gegensatz zu anderen Tumorentitäten relativ viele junge Betroffene gibt. Während Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren zumeist in pädiatrischen Einrichtungen versorgt werden, wenden sich viele Erwachsene zur Behandlung an das Comprehensive Cancer Center der MedUni Wien (CCC) und des AKH Wien. Dort gibt es an den Universitätskliniken für Orthopädie und Innere Medizin 1 sowohl eine chirurgische als auch eine onkologische Sarkom-Spezialambulanz ein gemeinsames Tumorboard und eine spezielle CCC-Unit (Musculosceletal Tumor Unit, MST).
Viele PatientInnen – große Expertise
Wolfgang Köstler und Thomas Brodowicz, beide Onkologen der MedUni Wien und Teil des CCC, leiten gemeinsam die Spezialambulanz für gastrointestinale Stromatumore, Weichteil- und Knochensarkome der Abteilung für Onkologie (Univ. Klinik für Innere Medizin 1). Köstler: „Ein wesentlicher Faktor für den Erfolg unserer Spezialambulanz ist die chirurgische Expertise der Universitätsklinik für Orthopädie (Vorstand: Univ. Prof. Dr. Reinhard Windhager). Durch die jahrzehntelange tumororthopädische Erfahrung an der MedUni Wien, ist unser Einzugsgebiet sehr groß.“ An der Sarkomambulanz der Abteilung Onkologie werden auf diese Weise etwa so viele Betroffene vorstellig, wie auf anderen onkologischen Ambulanzen PatientInnen mit häufigeren Malignomen. Die meisten PatientInnen werden von hausinternen Abteilungen – insbesondere der Orthopädie aber auch der Thoraxchirurgie, Allgemeinchirurgie oder der Plastischen Chirurgie - zugewiesen. Aufgrund der hohen Fallzahlen auch an den Universitätskliniken für Radiodiagnostik und Pathologie besteht eine besonders große Expertise am CCC.
Fruchtbarer Austausch mit anderen Spitälern
Es kommen aber auch immer mehr PatientInnen aus anderen Spitälern oder anderen Teilen der EU. Köstler dazu: „Sehr oft überweisen KollegInnen aus anderen Häusern PatientInnen an uns, um eine Zweitmeinung oder eine Therapieempfehlung einzuholen. Wir kommen dieser Bitte gerne nach. Die Betroffenen werden dann meist in den Einrichtungen, aus denen sie überwiesen wurden, therapiert. Hier findet ein fruchtbarer Austausch statt.“ Durch diese Zusammenarbeit profitieren die PatientInnen zusätzlich zur optimalen Versorgung auch von der wohnortnahen Betreuung.
Neuer Schwerpunkt für junge Erwachsene
An der Univ. Klinik für Innere Medizin 1 arbeitet man derzeit an einem neuen Projekt, das sich an junge Erwachsene bis 30 Jahre richtet. Klinische Erfahrungen, die auch von Studien untermauert werden, zeigen, dass PatientInnen dieser Altersgruppe sehr oft therapeutisch unterversorgt sind. Dafür gibt es medizinische, psychische und soziale Ursachen. Zum einen sind die Tumore aggressiver als bei älteren Personen weshalb spezielle Therapieprotokolle nötig sind, zum anderen ist die soziale Situation der Betroffenen oft prekär: sie stehen häufig in der Ausbildung oder am Anfang ihrer Karriere und die Diagnose wirft Fragen wie den möglichen Betreuungsbedarf, die Abhängigkeit von Eltern oder Partnern oder die wirtschaftliche Absicherung auf. Dazu kommt, dass Menschen in diesem Alter meist einen anderen Lebensrhythmus als ältere Menschen haben oder ein anderes Kommunikationsverhalten an den Tag legen. Brodowicz dazu: „Wir möchten diesen jungen PatientInnen gerne eine spezielle stationäre Betreuungssituation ermöglichen, weil es förderlich für den Behandlungserfolg ist, wenn wir auf diese spezielle Therapie- und Lebenssituation eingehen können. Wir warten noch darauf, dass wir diesen Schwerpunkt in unserem Haus realisieren können.“ Eine entsprechende PatientInnenvertretungsgruppe (PAN - Vertretung für Jugendliche und junge erwachsene KrebspatientInnen, www.pan-austria.org) hat sich bereits gegründet.
Sarkoma Labor geplant
Ein weiterer Schwerpunkt von Prof. Köstler und Prof. Brodowicz ist die Intensivierung der translationellen Forschungsaktivitäten auf dem Gebiet der Weichteiltumore. Ein Forschungsschwerpunkt ist das Thema „Molekulare Prädiktoren für die Therapiesensitivität oder Resistenz von Sarkomen“.