Ausschlaggebend für die Entscheidung der Berufung nach Wien zu folgen war für Hacker der Ansatz in der Tumormedizin, der an der MedUni Wien gepflegt wird. Hacker: „Parallel zur MedUni Wien bekam ich auch den Ruf der Universitäten in Tübingen und Bonn. Ich habe mich für Wien entschieden, weil sich an der MedUni Wien eines der wenigen Zentren weltweit etabliert hat, an dem sich individualisierte Diagnose- und Therapiekonzepte strukturell umsetzen lassen.“
Dies liegt aus Sicht des Nuklearmediziners zum einen an der interdisziplinären Plattform, die durch das Comprehesive Cancer Center gegeben ist, zum anderen daran, dass die Pathologie mit der Molekulargenetik und der Molekularpathologie im internationalen Vergleich besonders gut aufgestellt ist. Hacker weiter: „Zusätzlich sind die Möglichkeiten der klinischen Forschung auf Grund der hohen PatientInnenzahlen sehr gut. Und ein weiterer Pluspunkt ist die Verfügbarkeit von Analyseplattformen wie der Proteomics oder Genomics.“
Neue Diagnosekonzepte
Diese Rahmenbedingungen sind für Hacker deshalb so wichtig, weil sie die Etablierung neuer Diagnose- und Behandlungskonzepte erlauben: Die Entwicklungen in der Nuklearmedizin ermöglichen immer genauere Diagnosestellungen, die dazu beitragen, dass die effizientesten Therapien eingesetzt, das Therapieversagen minimiert und Tumoren besser charakterisiert werden können. Zum einen gestattet die gezielte Auswahl von Radiopharmaka heute die genaue Charakterisierung der Tumore am lebenden Menschen. Auf Basis dieses Ergebnisses und in Zusammenschau mit entsprechenden Gewebsanalysen kann dann die Entscheidung für das passende Medikament getroffen werden. Zum anderen kann durch den Einsatz markierter Substanzen geprüft werden, ob diese an die Rezeptoren des Tumors binden. Das macht eine Vorhersage des Therapieerfolgs möglich. Zusätzlich kann die Tumorbiologie bestimmt und eine individuelle Risikoabschätzung abgeleitet werden. Hacker dazu: „Diese Verfahren werden die Therapie sehr stark beeinflussen, weil man auf die individuellen Gegebenheiten der PatientIn eingehen und Medikamente gezielt auswählen und einsetzen kann.“ Möglich werden diese diagnostischen Leistungen am CCC auch durch den Einsatz moderner Hybridgeräte wie dem PET/CT, dem SPECT/CT und ab Herbst dem PET/MR. Diese Untersuchungsmethoden sind im Gegensatz zur Entnahme von Biopsien schonender für den Patienten und erlauben eine Einschätzung sämtlicher Tumorläsionen und -areale.
Translationale Forschung
Auch in seiner Rolle als Wissenschafter hofft Hacker neue Wege gehen zu können. Im Bereich der translationalen Forschung ist ihm die Etablierung neuer Biomarker, die in der humanen Diagnostik Anwendung finden können, besonders wichtig. Ein weiteres Anliegen ist es ihm, mechanistische Zusammenhänge zu identifizieren. Als Nuklearmediziner trifft er hier auf beste Voraussetzungen, besteht doch bei in-vivo Versuchen das gleiche Setting wie beim Menschen. Er meint dazu: „Im Preclinical Imaging Lab (PIL), das uns ab Herbst zur Verfügung stehen wird, sind sowohl die gleichen Scannertechnologien als auch die identischen Radiopharmaka im Einsatz. Es herrscht hier quasi die Idealvorstellung von Translation vom Modell zum Menschen.“
Zur Person
Geboren 1969 im bayrischen Eggenfelden studierte Marcus Hacker Humanmedizin in Erlangen und München. Nach erfolgreichem Abschluss des Studiums 1998 war Hacker unter anderem an der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin und am Institut für Klinische Radiologie der LMU als wissenschaftlicher Assistent und Oberarzt tätig. 2002 verfasste er seine Dissertation und 2008 habilitierte er im Fach Nuklearmedizin an der LMU. Ab Jänner 2009 war Hacker Leitender Oberarzt und Stellvertreter des Direktors sowie seit Jänner 2012 Leiter der Präklinischen Bildgebung der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin der LMU München. Im Juli 2012 erfolgte die Bestellung zum außerplanmäßigen Professor der LMU München. Seit Juli 2013 hat er den Lehrstuhl für Nuklearmedizin an der MedUni Wien inne und ist dort Leiter der Klinischen Abteilung für Nuklearmedizin.