Die Diagnostik der Pathologie erfolgt für die PatientIn meist unsichtbar im Hintergrund, ist aber das Rückgrat der klinischen Onkologie und insbesondere der personalisierten Medizin. Die traditionelle Stammaufgabe der Pathologie, die histologische Diagnosestellung, erfährt derzeit wegen der Vorhersage der zielgerichteten Therapie durch die Molekularpathologie eine große Erweiterung und Bedeutung. Dontscho Kerjaschki, Leiter des Klinischen Instituts für Pathologie an der MedUni Wien und Teil des Comprehensive Cancer Center (CCC) dazu: „Mit Hilfe unserer histo-pathologischen Untersuchungen bestimmen wir heute mit maximaler Zuverlässigkeit, ob ein Tumor vorliegt, der bestimmte Rezeptoren aufweist und können so sicher voraussagen, ob der Tumor eines individuellen Patienten für eine bestimmte Therapie empfindlich sein wird oder nicht. Man kann die Pathologie somit mit der Flugsicherung auf einem großen Flughafen vergleichen, die unsichtbar für die Passagiere den Betrieb leitet. Ohne unsere Diagnosen würden den behandelnden ÄrztInnen erfolgsentscheidende Informationen fehlen.“
50.000 Diagnosen - null Fehler-Toleranz
Wie wichtig die Pathologie für die Onkologie ist, kann man auch an den Leistungszahlen des Instituts für Pathologie sehen. Kerjaschki und sein Team stellen pro Jahr rund 50.000 Diagnosen, die von 500.000 histologischen Präparaten stammen. Jede dieser Diagnosen muss zuverlässig sein, denn Fehler könnten schwerwiegende Folgen haben. Bis zu fünfzigmal am Tag erhalten die PathologInnen Gewebsproben direkt aus dem OP und müssen innerhalb von wenigen Minuten die Ausdehnung der Tumore oder die Tumorfreiheit der Resektionsränder während der Operation beurteilen. Das bedeutet Arbeit unter hohem Druck und sehr große Verantwortung.
Anforderungen steigen
Kerjaschki erwartet, dass dieser Trend weiter anhalten wird: „Je mehr die personalisierte Medizin weiterentwickelt wird, desto wichtiger wird es sein, individuelle Merkmale von Tumoren zu identifizieren.“ Während die Anforderungen an die Pathologie steigen, werden parallel dazu die Ressourcen immer knapper. Das betrifft sowohl die Infrastruktur als auch das Personal. Der Chef der Pathologie dazu: „Uns fehlen sowohl administrative Kräfte als auch FachärztInnen. Das ist eine Entwicklung, die ich mit großer Sorge beobachte.“
Ursachenforschung
Die Pathologie am CCC ist neben dem klinischen Alltag aber auch wissenschaftlich tätig. Ein Schwerpunkt des Instituts ist die Erforschung der Ursachen für die Tumorentstehung. Kerjaschki und sein Team konnten auf diesem Gebiet zahlreiche Publikationen vorstellen, die international Beachtung fanden. Mit der Studie „Lipoxygenase mediates invasion of intrametastatic lymphatic vessels and propagates lymph node metastasis of human mammary carcinoma xenografts in mouse“ im Journal of Clinical Investigation konnte zum Beispiel gezeigt werden, wie Lymphgefäße die Metastasierung vorantreiben. An Kerjaschkis Institut, das sich größenmäßig etwa mit der Charité in Berlin vergleichen lässt, arbeiten derzeit 34 ÄrztInnen, von denen 9 in Ausbildung stehen.